Bei Kirk Douglas & Anne in Beverly Hills

Ich hatte das Glück, Kirk und Anne Douglas kennenzulernen und war sehr berührt von ihnen. Kirk ist ein tief reflektierter und bewusster Mensch und Anne kraftvoll, aufgeschlossen und sehr freundlich. Beide haben wirklich große Herzen, voller Mitgefühl. Sie unterstützen Menschen, die sonst nicht in der Lage wären, sich selbst zu helfen. 1964 gründeten sie die Douglas Foundation, eine der größten und ältesten privaten philanthropischen Institutionen der Unterhaltungsindustrie.

Barbara: Anne und Kirk, Sie sind seit 64 Jahren verheiratet. Ihr neues Buch hat den Titel „Letters of Love, Laughter and a Lifetime in Hollywood.” Ihre gegenseitige Zuneigung auch noch nach 64 Jahren Ehe ist beeindruckend. Wie haben Sie ihre Liebe über so viele Jahre lebendig gehalten?
Kirk Douglas: Anne und ich haben viele gemeinsame Interessen. Das stärkt unsere Partnerschaft. Von Anfang an wusste ich, dass ich mich niemals langweilen würde, wenn ich mein Leben mit Anne teilen würde. Sie ist sehr viel schlauer, als ich in geschäftlichen Dingen und hat bessere Instinkte, was andere Menschen betrifft. Ein paar Jahre nach unserer Hochzeit, versuchte sie mich vor meinem besten Freund zu warnen, der 15 Jahre lang mein Anwalt und Geschäftsführer war. Er sagte mir immer und immer wieder, wie reich ich wäre und ich glaubte ihm. Anne tat das nicht und behielt Recht. Ein Buchhaltungsunternehmen, das sie engagierte, fand Beweise, dass er mich um alles geprellt hatte. Sie half dabei einen Plan zu schmieden, der ihn aus unseren Leben und unseren Geldbörsen verschwinden ließ. Dieser Schlag kam nicht lange, nachdem sie mir mein Leben rettete, indem sie sich weigerte, mich mit meinem Freund Mike Todd, der damals mit Elizabeth Taylor verheiratet war, nach New York fliegen zu lassen. Die zwei waren unsere Nachbarn in Palm Springs. Anne und ich haben darüber schrecklich gestritten.
Anne Douglas: Ich weiß nicht, was mich dazu veranlasste, so hart zu kämpfen, um Kirk von diesem Flug abzuhalten. Ich wusste einfach, dass ich ihn aufhalten musste. Ich flehte ihn an: „Nimm einen Linienflug.“ Er hielt dagegen: „Warum, dass macht doch weniger Spaß?“, aber schlussendlich gab er nach und ging zu Bett. Am Morgen sprach er immer noch nicht mit mir. Wir verließen Palm Springs in einer unangenehmen Stille, um nach Los Angeles zu fahren. Deshalb schaltete Kirk das Radio ein. Ich werde die Sondermeldung, die die Musik unterbrach, niemals vergessen. Mikes Flugzeug war ein paar Stunden nach Abflug abgestürzt. Alle tot. Elizabeth Taylor war Witwe. Gott sei Dank, war ich es nicht.

Barbara: In Ihrem Buch offenbaren Sie viel über das Wachsen Ihrer Liebe in den Briefen, die Sie einander geschrieben haben.
Kirk Douglas: Ja, ich war überrascht, dass Anne so viele unserer Notizen und Briefe aufgehoben hatte, die bis in das Jahr 1953, das Jahr, in dem wir uns kennenlernten, zurückreichten. Als ich diese Briefe mehr als ein halbes Jahrhundert später las, war ich auch überrascht, dass sie mich nicht aufgegeben hatte, da ich in diesen frühen Tagen ein ziemlich komplizierter Typ war. Gott sei Dank wusste sie vor mir, dass ich ohne sie verloren wäre. Wir waren lange getrennt in diesen Jahren, da ich ständig in Filmen spielte und sie produzierte. Ich war darauf angewiesen, dass Anne sich um unser Geschäft und die Familie kümmerte und mich über die Kinder und den Klatsch und Tratsch auf dem Laufenden hielt. Die Zeit, die wir getrennt verbrachten war hart, aber sie schaffte es immer mich zu besuchen, wenn ich am Drehort war.
Anne Douglas: Einen Filmstar zu heiraten ist nicht so glamourös, wie man meinen könnte. Kirk war charmant und charismatisch und es gab immer Frauen, die sich an ihn heranwarfen, sogar nachdem wir geheiratet hatten. Ich wollte nicht, dass Lügen und Argwohn unsere Beziehung schädigten, deshalb verlangte ich nur, dass er mir von jeder Indiskretion selbst erzählt. Da Kirk niemals ein Geheimnis für sich behalten kann, tat er dies. 64 Jahre nachdem wir uns in Paris kennengelernt haben, lieben wir uns immer noch über alles. Nicht war, Schatz? Ich habe sehr viel Glück, dass wir nach 64 Jahren Ehe immer noch so viele wertvolle Stunden teilen können.
Kirk Douglas: Von Anfang an war ich von Annes Kombination aus Kultiviertheit und ihrem schelmischen Sinn für Humor bezaubert. Zu meinem Geburtstag im Dezember 1953 organisierte sie eine Überraschungsparty in meinem Apartment in Paris. Die Gäste waren alle Frauen mit denen ich ausgegangen war, inklusive derjenigen, die ich die Nacht zuvor getroffen hatte. Sie hatte diese Frauen als Empfangskomitee in einer Reihe aufgestellt. Als ich ans Ende kam stand sie da und sah wunderschön und selbstzufrieden aus. Ich schüttelte nur meinen Kopf und sagte: „Du Miststück.“

Barbara: Kirk, Sie haben Anne 1958 einen Liebesbrief geschrieben, als sie gerade unterwegs war, um Sie in London während des Drehs von „The Devil’s Disciple“ zu besuchen. Sie sagten: „Meine geliebte Frau, in diesem Moment bist du mehrere tausend Fuß über der Erde, ich hoffe friedlich schlafend, aber zu mir eilend…Warum schreibe ich? Du wirst bald hier sein. Aber ich weiß, dass wir nicht die Zeit haben werden, all die Dinge zu sagen, die wir uns sagen wollen, wenn du hier ankommst. Selbst, wenn wir 100 Jahre alt werden sollten, wird es immer noch so viele ungesagte Dinge geben – was vielleicht auch gut ist, weil wir dann viele Dinge haben, um später darüber zu reden, sollte es ein Leben nach dem Tod geben.“ Nun sind Sie über 100 Jahre alt. Haben Sie und Anne, sich immer noch etwas zu sagen?
Kirk Douglas: Natürlich! Wir reden über aktuelle Geschehnisse. Anne ist aus Hannover, Deutschland. Sie entkam dem Faschismus, indem sie nach Brüssel ging. Als dann Deutschland in Belgien einfiel, floh sie nach Frankreich und verbrachte die Kriegsjahre im besetzten Paris. Sie ist erschüttert vom Aufstieg von Neo-Nazismus und Intoleranz in der Welt heute. Es bereitet ihr Kopfzerbrechen, in welchem Durcheinander unsere Kinder, Enkel und meine neue, kleine Großenkelin leben werden.
Anne Douglas: Jeden Abend vor dem Abendessen setzen wir noch unsere Tradition des Teilens fort, die wir die „goldene Stunde“ nennen. Manchmal sprechen wir über die Vergangenheit, aber wir neigen dazu, sehr in der Gegenwart zu leben. Wir reden über die Geschehnisse in den Nachrichten und die Aktivitäten, die uns am wichtigsten sind. Wir flirten sogar miteinander. Ich leite immer noch das Bryna-Büro und die Douglas-Stiftung. Es ist eine große Aufgabe, Geld weise auszugeben! Kirk bleibt aktiv, indem er Bücher und Essays schreibt. Ganze 20 Jahre nach seinem Schlaganfall, trifft er sich wöchentlich mit seinem Sprachtherapeuten und er studiert noch immer die Torah mit seinem Rabbi. In letzter Zeit sind wir sehr modern geworden. Wir nehmen unsere iPads mit zur „goldenen Stunde“, um Sachen zu teilen, die wir online gefunden haben. Wir lieben unsere iPads, weil wir die Schrift vergrößern können. Manchmal, wenn ich zu unserem Haus in Montecito in der Nähe Santa Barbaras fahre und Kirk in Beverly Hills bleibt, „facetimen“ wir miteinander. Uns geht der Gesprächsstoff niemals aus.

Barbara: Kirk, mit 101 und Anne, mit 99 Jahren, Sie können auf ein langes Leben zurückblicken. Was halten Sie für wirklich wichtig und bedeutungsvoll im Leben?
Anne Douglas: Das ist, was Kirk und ich glauben: „Teilen bedeutet sich kümmern.“ Es bringt uns große Freude, unsere Douglas-Stiftung dazu zu nutzen, das Leben anderer zu verbessern, besonders das von Kindern. Wir suchen nach vernachlässigten Gegenden, um beispielsweise Schulspielplätze neu oder wiederaufzubauen. Es ist wichtig, dass Prominente die öffentliche Aufmerksamkeit auf wichtige Anliegen richten, aber noch hilfreicher ist Geld.
Kirk Douglas: Ich habe Anne immer gefragt: „Was kann ich tun um zu helfen?“ Und sie antwortete immer: „Such dir einen Job, wir brauchen das Geld.“
Anne Douglas: Das stimmt. Ich erzähle den Leuten: „Zuerst bitte ich Gott um Hilfe, aber Gott hat kein Geld. Und dann gehe ich zu meinem Mann.“
Kirk Douglas: Eines der wichtigsten Dinge, die Anne und ich über viele Jahre hinweg gemeinsam getan haben, war als unbezahlte Sonderbotschafter für das US-amerikanische Außenministerium zu agieren. Es begann mit Präsident Kennedy und zog sich dann über mehr als 20 Jahre hinweg. Ich war der Filmstar, aber Anne war der Liebling, weil sie so viele Sprachen sprach und die geborene Diplomatin war. Tatsächlich wickelte sie gerade das Protokoll für die Filmfestspiele Cannes ab, als ich sie kennenlernte.

Barbara: Was würden Sie Menschen empfehlen, um glücklich, liebend und erfolgreich zu werden?
Anne Douglas: Das ist meine Philosophie: Sei immer dankbar für das, was du hast, anstatt undankbar dafür zu sein, was du nicht hast. In vielen der Briefe, die ich Kirk im Laufe der Jahre geschrieben habe, habe ich immer betont, wie viel Glück wir haben und dass es nicht wichtig ist, ob ein Film gut ankommt oder er die Rolle, die er wollte, bekommt. Wir hatten doch einander, die Kinder, schöne Heime, großartige Freunde und Geld auf der Bank.
Kirk Douglas: Nach meinem Schlaganfall war ich schrecklich depressiv. Ich erwog sogar Suizid, denn was nützt ein Schauspieler, der nicht sprechen kann? Anne gab mir ausdauernde Liebe, was genau das war, was ich brauchte. Sie brachte mich dazu aufzustehen und mit meinem Sprachtherapeuten zu arbeiten. Einige Monate später war ich in der Lage bei den Academy Awards auf der Bühne zu stehen, meinen Oskar für mein Lebenswerk entgegenzunehmen und der Academy und vor allem meiner Frau meinen Dank auszudrücken.
Als ich das Buch „My Stroke of Luck“ schrieb, war meine Intention, den vielen tausenden Opfern von Schlaganfällen und deren Konsequenzen Hoffnung zu geben. Das ist eine der schönen Folgen des Berühmtseins: Menschen zollen deiner Botschaft Aufmerksamkeit. Ich erhielt so viele Briefe von Lesern aus der ganzen Welt, die mir dafür dankten, ehrlich zu sein und ich versuchte sie alle zu beantworten.
Anne Douglas: Mir gefiel besonders die „Anwender-Gebrauchsanweisung“, die Kirk in das Buch einbaute. Ich bestand darauf, dass er es auch in das Buch, das wir gemeinsam schrieben, einfügte. Ich hoffe es wird bald in Deutschland gedruckt. Aber für jetzt, lassen Sie mich Kirks Gebrauchsanweisung mit Ihren Lesern teilen:

  • Wenn es schlecht läuft, denk immer daran, dass es schlimmer sein könnte.
  • Gib niemals, niemals auf. Höre nicht auf an deiner Sprache und deinem Leben zu arbeiten.
  • Verliere niemals deinen Sinn für Humor. Lache über dich selbst. Lache mit anderen.
  • Kämpfe gegen Depression, indem du an andere denkst, dich an andere wendest und anderen hilfst.
  • Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.
  • Bete nicht dafür, dass Gott dich heilt, sondern dafür, dass er dir hilft dir selbst zu helfen.

Barbara: Kirk, Ihr eigentlicher Name ist Isadore Demsky. Sie wurden in den USA geboren und haben einen russisch-jüdischen Hintergrund.
Anne Douglas: Ja, Kirk wuchs in sehr armen Verhältnissen auf und erlebte Anti-Semitismus. Das ist einer der Gründe, warum er seinen Namen von Isadore Demsky, einen Namen, den er immer hasste, in Kirk Douglas umänderte.
Kirk Douglas: Als Izzy Demsky konnte ich nicht die Jobs bekommen, die ich wollte, da sie keine Juden anstellten. Sogar als ich zum Jahrgangssprecher an der St. Lawrence Universität gewählt wurde, drohten antisemitische Ehemalige damit ihre Zuwendungen für die Schule zurückzuhalten, sollte ich das Amt antreten. Als ich zu schauspielern begann, halfen mir meine Freunde Karl und Mona Malden dabei den Namen Kirk Douglas zu wählen. Das war 1939, als jeder mit einem ethnischen Namen, diesen ändern musste. Seit langer Zeit nun neigen Schauspieler dazu, unter dem Namen zu arbeiten, mit dem sie geboren wurden. Wie mein Freund Arnold Schwarzenegger, der mit einem Namen, der immer noch falsch geschrieben wird, ein großer Star und der Gouverneur von Kalifornien wurde.